Ein Geschäftsmodell beschreibt, wie ein Unternehmen seine Gewinne erzielt. Um den Status einer smarten Übungsfirma zu erreichen, benötigt man ein smartes Geschäftsmodell. Das bedeutet, dass man wirtschaftlich (Ökonomie) arbeitet, ohne dabei die Auswirkungen auf Natur (Ökologie) und Mensch (Soziales) zu missachten! Dabei gilt es, die Chancen der Digitalisierung bestmöglich zu nutzen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden!
WARUM IST EIN SMARTES GESCHÄFTSMODELL EIGENTLICH SO WICHTIG?
Kund/innen entscheiden sich heutzutage nicht mehr für das Produkt, sondern für das Angebot. Durch die Vernetzung der ganzen Welt ist ein riesiger globaler Markt entstanden mit einer unbegrenzten Anzahl an gleichartigen Produkten. Daher ist oft nicht mehr das Produkt per se ausschlaggebend für den Kauf bei einem bestimmten Anbieter, denn das Produkt könnte man ja genauso gut bei einem anderen Anbieter mit denselben Eigenschaften und in gleicher Qualität kaufen (z.B. Handy), sondern das gesamte Angebot muss stimmen, um die Kund/innen zu überzeugen. Beispiel: Ein Handyproduzent bietet einen besseren Kundenservice, produziert energiesparend, fair oder ressourcenschonend bzw. stellt seine Mobiltelefone unter guten und fairen Arbeitsbedingungen her.
UNIQUE SELLING PROPOSITION (USP)
Durch das Erstellen eines Angebots kann ein Unternehmen trotz zahlreicher Mitbewerber/innen ein Alleinstellungsmerkmal generieren. Ein USP stellt somit ein Alleinstellungsmerkmal dar, das die Übungsfirma von ihrer Konkurrenz abhebt bzw. speziell durch den persönlichen Sinn bzw. Motivation der Geschäftsführung, das Unternehmen zu betreiben, bestimmt wird.
Um dies im Sinne einer smarten Übungsfirma umzusetzen, soll ein USP durch die Berücksichtigung von Umwelt (Ökologie) und Mensch (Soziales) im Geschäftsmodell erschaffen werden, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit (Ökonomie) aus den Augen zu verlieren.
DAS SMARTE GESCHÄFTSMODELL
Bei einem smarten Geschäftsmodell soll daher eine smarte Balance zwischen Werteangebot, Ressourcennutzung, Nutzen für Kund/innen, Kosten und Gewinnen erreicht werden. Es soll also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten hergestellt werden und kein Wirtschaften auf Kosten anderer erfolgen!
WAS MUSS BEI DER ERSTELLUNG EINES VERANTWORTUNGSVOLLEN GESCHÄFTSMODELLES GRUNDSÄTZLICH BEACHTET WERDEN?
Zu Beginn ist es wichtig, dass der USP für die Übungsfirma klar beschrieben wird. Warum: Weil sich die Schlüsselressourcen, Schlüsselpartner und Schlüsselkompetenzen speziell auf die Stärkung des USP beziehen.
1. Werteangebot
Wir müssen uns genau überlegen, was die Kund/innen von uns erwarten und wie sich dies in unserem Unternehmen, unter Berücksichtigung von Ökologie und Mensch, wirtschaftlich umsetzten lässt.
Fragen: Was wollen wir unseren Kund/innen anbieten? Welche Kund/innen-Bedürfnisse möchten wir erfüllen? Welchen Nutzen möchten wir unseren Kund/innen bieten? Wie können wir unser Angebot so gestalten, dass es sowohl den ökologischen, sozialen und ökonomischen Anforderungen entspricht und uns somit von unserer Konkurrenz abhebt?
2. Schlüsselpartner/innen
Es ist wichtig zu wissen, wie unsere Lieferkette (Supply Chain) aufgebaut ist, also von welchen Lieferanten und Partner/innen unser Angebot abhängig ist.
Fragen: Wer sind unsere wichtigsten Lieferanten? Entspricht die Arbeitsweise unserer Lieferanten den Anforderungen eines smarten Geschäftsmodelles z.B. arbeiten unsere Lieferanten ressourcenschonend und unter fairen Arbeitsbedingungen etc.
3. Schlüsselaktivitäten
Hier überlegen wir uns, welche unsere zentralen Aktivitäten sind, damit wir unser Angebot herstellen können.
Fragen: Welche Aktivitäten sind nötig zur Erstellung unseres Angebotes? Wie können wir unsere Aktivitäten gestalten, damit sie den Anforderungen der Ökonomie, Ökologie und Mensch entsprechen? Wie können wir die Digitalisierung nutzen, um unsere Aktivitäten zu gestalten?
4. Schlüsselressourcen
Wir müssen ermitteln, welche Ressourcen und Infrastruktur für die Erstellung unseres Angebots notwendig ist. Beispiele für benötigte Ressourcen wären Know-How des Personals, Kapital, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Büromaterial etc.
Fragen: Welche materiellen, humanen und finanziellen Ressourcen benötigen wir um unser Angebot umzusetzen? Wie können wir diese Ressourcen unter Berücksichtigung eines smarten Geschäftsmodelles einsetzen?
5. Kundenbeziehungen
Wir überlegen uns, wie wir mit unseren Kund/innen den Kontakt pflegen möchten und wie wir sie von unserem Angebot überzeugen. Dazu müssen wir unsere Kund/innen mit geeigneter Werbung gewinnen, von unserem Angebot überzeugen und durch Spezialangebote den Absatz erweitern.
Fragen: Wie möchten wir mit unseren Kund/innen in Kontakt stehen? Welche Maßnahmen setzen wir, um Kundenbeziehungen aufzubauen, zu pflegen und zu erweitern, z.B. über Netzwerke, Communities etc.
6. Kund/innen
Wir müssen uns überlegen, wer eigentlich unsere Zielgruppe ist, um unser Angebot an den Bedürfnissen, Vorstellungen bzw. Erwartungen der Zielgruppe auszurichten.
Fragen: Wer sind unsere wichtigsten Kund/innen, Nutzer/innen bzw. Abonnent/innen? Wer ist unsere Zielgruppe und welche Erwartungen hat sie an uns?
7. Vertriebs- & Kommunikationskanäle
Hier überlegen wir uns, welche Vertriebs- und Kommunikationskanäle wir am besten einsetzen, um unsere Zielgruppe zu erreichen. Wir müssen also schauen, wie unsere Kund/innen ihre Einkäufe tätigen, um unser Angebot entsprechend anzupassen.
Über welche Kanäle erreichen wir unsere Kund/innen am besten? Welche Kanäle nutzen unsere Kund/innen (z.B. Webshop, Social Media, Newsletter, etc).
8. Kostenstruktur
Wenn wir verursachungsgemäß und fair bezahlen möchten, müssen wir natürlich auch schauen, wie unsere Kostenkalkulation aussieht und ob sich dies realistisch umsetzen lässt.
Fragen: Welche Kosten entstehen bei der Umsetzung unseres Geschäftsmodells? Wie können wir sicherstellen, dass die Kosten so gering wie möglich und trotzdem fair sind?
9. Einnahmequellen
Hier stellen wir uns die Frage, wie unsere Einnahmen erzielt werden sollen, also welche Preisstrategie wir verfolgen. Wir müssen uns zuerst überlegen, wie viel unsere Kund/innen bereit sind für unser Angebot zu zahlen. Anschließend eruieren wir, wie sich dies mit unserer Kostenstruktur deckt.
Fragen: Wie viel sind unsere Kund/innen bereit für unser Angebot zu zahlen? Inwieweit decken sich die Preisvorstellungen der Kund/innen mit unseren Kosten? Wie können wir einen möglichst hohen Gewinn erzielen, ohne dabei die Preisvorstellungen der Kund/innen zu missachten und dennoch faire Löhne zahlen zu können?
BEISPIEL EINES SMARTEN GESCHÄFTSMODELLES ANHAND EINES SCHOKOLADENHÄNDLERS
USP: Faire und ökologisch nachhaltige Schokolade verkaufen
1. Werteangebot
Statt herkömmlicher Schokolade wird biologische Fair-Trade Schokolade unter fairen Arbeitsbedingungen angeboten und ein Teil des Erlöses an wohltätige Zwecke gespendet.
2. Schlüsselpartner/innen
Es wird nur bei Lieferanten eingekauft, welche biologischen Kakao so ressourcenschonend wie möglich anbauen und unter fairen und sicheren Arbeitsbedingungen arbeiten.
3. Schlüsselaktivitäten
Wie können wir unsere Schokolade schnell und zudem kostengünstig in der bestmöglichsten Qualität unter fairen Arbeitsbedingungen beschaffen?
4. Schlüsselressourcen
Wichtigsten Ressourcen: Schokolade und Mitarbeiter/innen
- ressourcenschonender, umweltverträglicher Kakaoanbau
- wertschätzender Umgang mit Mitarbeiter/innen, faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen
5. Kundenbeziehungen
Aufbau der Kundenbeziehung durch Ehrlichkeit und Transparenz, z.B. veröffentlicht auf der Website mit Blogeinträgen, auf diversen Social Media Kanälen und in Newslettern, Aufbau einer Community.
6. Kund/innen
Zielgruppe sind umweltbewusste Personen mit einem mittleren bis hohen Einkommen. Sie erwarten hohe Qualität unter fairen Bedingungen zu einem als fair empfundenen Preis.
7. Verkaufs- und Kommunikationskanäle
Die Zielgruppe des Schokoladenhändlers möchte Produkte gerne online kaufen. Über neue Angebote erfahren sie am liebsten über Newsletter und Social-Media-Kanäle.
8. Kostenstruktur
• Schokolade / Handelsware (Lieferanten)
• Personalkosten
• Marketing
• Zertifikate
• Spenden
9. Einnahmequellen
Verkauf von biologischer Fair-Trade Schokolade und Geschenkekörben.